Montag, 1. Juni 2009

Fiktion trifft Realität in Cluj



Bevor ich mich auf meinen Weg nach Hause mache, stehen noch einige Stationen an. Am Mittwoch mach´ich dann wieder Richtung Westen, aber vorher ging´s nochmal etwas weiter in den Osten. So bin ich heute aus Cluj-Napoca zurückgekommen. Wahlweise auch Kolosvár oder Klausenburg. Ich wollte eigentlich ´nen Link zur Seite der Stadt reinstellen. Aber wenn ich auf die Seite gehen will, gibts bei mir ´ne Warnung, dass diese evtl. mein Macbook beschädigen könnte...deswegen hab´ ich das dann mal gelassen.

Ich wollte eigentlich vielmehr von Rumänien sehen, aber aus Zeitgründen hat´s nur für die Hauptstadt Transilvaniens gereicht, die zufälligerweise an diesem Wochenende mit dem Transilvanischen Filmfestival startete :) Hier gibts den Trailer (Am Ende sagt er: "Du hast schon wieder diesen Film gesehen"...).

Die Filme liefen in 6 oder 7 Kinos, es gab zwei Open-Air-Screenings und im Hauptgebäude der Universität und in einigen Museen konnte man rund 100 Filme (Kurz- und full-length) sehen.

Bei Mir hat´s dann letztendlich nur für 5 gereicht. Mehr habe ich zeitlich nicht auf die Reihe gekriegt, da ich auch etwas von der Stadt und dem Nachtleben mitnehmen wollten. Von diesen 5 waren 4 jedoch so gut, dass ich sie hier kurz mal vorstellen will. Dass es sich von diesen 4 bei 3en um Liebesfilme handelt, ist allerdings Zufall :)

"Wolke 9"
(Deutschland, R: Andreas Dresen)

Der Film lief und läuft schon in Deutschland, so dass ich wahrscheinlich nicht großartig den Plot nacherzählen muss. Viele Filmkritiker haben den Fokus die "Sex mit 70"-Geschichte gelegt. Für mich hingegen spielt dies nur eine Nebenrolle. Zur Liebe gehörts halt einfach dazu. Und ja, wahrscheinlich ist es der erste (deutsche Film), der in dieser Hinsicht so direkt ist.
Überzeugt hat der Film meines Erachtens aber dadurch, dass er glaubhaft darstellt, dass Liebe immer eine unglaublich schöne und gleichzeitig eine tragische Seite hat und dass das total altersunabhängig ist. Was er nebenbei auch überzeugend authentisch zeigt: was es heißt für immer Abschied zu nehmen. (Trailer) 


"Alle Anderen"
(Deutschland, R: Maren Ade)
 


"Alle Anderen" ist ein Film über ein junges, etwas außergewöhnliches Paar. Sie verbringen ihren Urlaub in Spanien und dort stellen sie fest, dass sie in vielen Dingen unterschiedlich sind, sich "Beziehung" jeweils anders vorgestellt haben. Der gesamte Film lebt durch Dialoge, die jeden Zuschauer an mindenstens einer Stelle treffen.
Ein Film über den Individualismus unserer Zeit, die Angst sich festzulegen und was es dann bedeutet zu lieben. Keinesfall Kitsch, eher "deutsch-naturalistisch". Wie sagte die Mitbewohnerin meiner Gastgeberin:"Ich glaube mindenstens eine von diesen Szenen hat jedes Paar schonmal erlebt." Wahrscheinlich ist es nicht nur eine. Absolut sehenswert. (Trailer)


"Strangers" 
(Israel, R: Yoav Shamir)

Der Film thematisiert die Liebe zwischen einer Palästinenserin und einem Israeli, die sich während der WM in Berlin kennenlernen. Das einzige, was bei diesem Film feststand, waren die Rollen der beiden und dass sie sich ineinander verlieben werden. Es gab keine Skript und auch keine Genehmigungen für Drehorte :)
"Strangers" ist nicht der beste Liebesfilm, der sich mit einer konfliktträchtigen Zusammenkunft zwischen Mann und Frau auseinandersetzt, aber er überträgt sehr gut die Eigendynamik, die im Laufe des Drehs entstanden ist. Zum einen verliebten sich die beiden Schauspieler auch in der Realität in einander, was von Szene zu Szene deutlicher wird. Zum anderen, brach zeitgleich der Libanon-Krieg aus, so dass die fiktive Geschichte merklich von der Realität eingeholt wird. (Trailer)

"René"
(Tschechische Republik, R: Helena Trestikova)



Hierbei handelt es sich um einen Dokumentarfilm aus Tschechien, der u.a. eine Auszeichnung als beste Dok  bekam.
Das Team von Helena Trestikova begleitete ab ´88 für 14 Jahre das Leben den Tschechen "René", der immer wieder auf Grund kleiner Verbrechen für mehrere Monate im Knast landet. In den Interviews, in denen René zunehmend zynischer wird, macht er deutlich, dass es ein Leben im Gefängnis nach eigenen Regeln funktioniert, und dies sind die einzigen, die er beherrscht. Klar und brutal wird seine ausweglose Situation, durch die seine Existenz geprägt ist, auf den Punkt gebracht: es ist die Unfähigkeit, gar Unmöglichkeit (wieder) am normalen gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Als Kompensation beginnt er seine Geschichte aufzuschreiben, die ihn schließlich in Tschechien bekannt macht und ihm Anerkennung verspricht. Allerdings bleibt diese gesellschaftliche Bestätigung nur extern. Und dies zeigt einmal mehr die unbeschreibare Beklemmung jenes abgeschottenen Systems. Sehr sehenswert! (Trailer)


Und Cluj? Nicht super, super schön, aber die meisten, die mich kennen, wissen ja, dass ich auf geleckt und fein nicht ganz so stehe!

Auf jeden Fall aber eine Stadt mit Geist und das liegt wahrscheinlich daran, dass die Hälfte der Einwohner Studenten sind. Ich habe keine Fotos von der Altstadt gemacht, weil ich die jetzt nicht argh beeindruckend fand. Aber hier sind ein paar Bilder aus der Umgebung, in der ich für drei Tage geschlafen habe:






Mein Eindruck ist bisher von Rumänien, dass die Landschaft unglaublich schön ist. Ich habe die  siebenstündige Fahrt sehr genossen: extrem viel grün und vor allem Berge!! Und die Rumänen sind nach meiner Erfahrung auch unglaublich offen, gastfreundlich und lieben es jemandem ihren Schnaps anzubieten.... . Auf jeden Fall ein Besuch wert!