Sonntag, 21. Oktober 2007

24h Riga



Direkt um sechs Uhr morgens brachen wir auf, in die Hauptstadt Lettlands. Mit dem Bus kommt man innerhalb von 4 - 5 Stunden realtiv schnell und am günstigsten nach Riga. So waren wir direkt zum Frühstück in der größten Stadt des Baltikums.





Nach einem Ausflug über den Zentralmarkt, der wirklich zu empfehlen ist, hielten wir uns an ein Gebäude, was über allen anderen Häusern hinausragte und uns vermuten ließ, dass genau da die Altstadt sein müsse. Wie sich dann schließlich herausstellte, handelte es sich um den Kultur- und Wissenschaftspalast. Allerdings befindet sich dieses imposante Hochhaus der sozialistischen-klassizistischen Architektur genau entgegengesetz zur Altstadt. Also vertrauten wir danach nur noch einer ausgewiesenen Touristenroute, durch die wir zwar den Besuchern der Stadt stets auf den Fersen blieben, aber auch sehr viel zu sehen bekamen.



Ulrike, Ich, Teresa und Theresa.



Bei unserem Weg durch die Altstadt wurden wir dann auch zunehmend mit Sonne und wärmeren Temperaturen belohnt.






Büste einer lettischen Künstlerin.



Freie Kunst an der Düna.





Bräuche: In Lettland und Estland ist es Brauch, dass nach der Hochzeit das Paar ein Schloss an einem öffentlichen Ort als Symbol ihrer Liebe verschließt. In Tallinn kann man das am Geländer des russischen Denkmals der Russalka sehen. In Riga haben wir eine kleine Brücke in einem Park nahe des Freiheitsdenkmals gefunden, an deren Geländer unglaublich viele Schlösser befestigt waren.



Das Freiheitsdenkmal, welches in der lettischen Unabhängigkeit von 1931 - 1935 erbaut wurde.



Das ist der Blick aus dem Café "Neo" im 7. Stock eines Kaufhauses (siehe Turm auf dem ersten Bild). Sehr eng, sehr neonlastiges Licht, aber wunderbarer Ausblick! Lohnt sich.








Dienstag, 9. Oktober 2007

Drei Schritte

Wie bin ich nun auf die Idee gekommen, in Tallinn Deutsch zu unterrichten? Nunja, ich muss ehrlich zugeben, dass ich usprünglich begonnen habe, Philosophie und Germanistik zu studieren, weil ich Journalistin werden wollte. Großartige Artikel für noch großartigere Zeitungen schreiben. Das war mein Traum. Nach einigen Versuchen in diesem Bereich habe ich allerdings festgestellt, dass dieser Weg zur "großartigen" Journalistin sehr hart ist und - dies fiel noch mehr ins Gewicht - dass mir etwas fehlte. Ein anderer Bereich, der mich schon immer reizte, war die Arbeit mit Kindern. Zu Anfang stand für mich eigentlich fest, dass es nichts lehrendes sein sollte, vielmehr interessierte mich die sozialpädagogische Arbeit. Und so machte ich ein sehr spannendes und herausforderndes Praktikum in einer sonderpädagogischen Einrichtung für Kinder von 7 - 14 Jahren. Allerding stellte ich in dabei fest, dass es mir auch Spaß macht, Inhalte zu vermitteln. Das war wahrscheinlich der erste Schritt.
Der zweite folgte ein paar Monate später mit einem Hospitationspraktikum im Fach Deutsch in Ostrava (Tschechien). Dieser Aufenthalt war ebenfalls sehr spannend für mich und mir wurde klar, dass ich sehr gut vorstellen kann Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten.
Und nun bin ich hier. In Estland an der Tallinna Ülikool - der dritte Schritt?


Meine ersten Tage an der Universität waren hauptsächlich damit ausgefüllt, dass ich mir einen Überblick über die Lehrveranstaltungen des Saksa Keele Oppetool (Lehrstuhl für Germanistik) verschaffte. Ich habe zunächst viel in den Veranstaltungen für die Erstsemestler hospitiert und nach und nach habe ich auch die Studenten aus den höheren Semestern kennen gelernt. Für die Erstsemestler, die mindestens das B2-Niveau in Deutsch haben müssen, stehen unter anderem Grammatik, Textanalyse und Literarisches Lesen auf dem Programm.
Mein Sprung ins kalte Wasser setzte gleich in der ersten Woche mit dem Textanalyse-Kurs an, in dem es neben dem Lesen und dem Analysieren verschiedener Texte, vor allem auch um deren Produktion und allgemein um Konversation geht. Am Anfang stand klassisch das Thema "Menschen in Deutschland" auf dem Programm. Also sah ich mich erst einmal mit der Herausforderung konfrontiert zu klären, was denn eigentlich typisch Deutsch sei. Und da war es für mich sehr spannend zu erfahren, was denn estnische Studenten über die Deutschen denken. Unsere Pünktlichkeit, Hilfsbereitschaft und unsere Freundlichkeit standen bei vielen an erster Stelle. Und einige erwähnten auch, dass sie in Deutschland das WiFi vermissten und fragten mich, warum wir weniger mit Kredit-Karte bezahlen, es sei doch so praktisch. Nunja, warum eigentlich nicht?

Und wie sieht eigentlich das Leben in Österreich aus?
Für derartige Fragen ist dann Teresa zuständig, eine Studentin aus Wien, die ebenfalls am Lehrstuhl einige Kurse gibt. Wie man auf dem Foto sehen kann, ist auch ihr das Handy ein wichtiges Kommunikationsmittel geworden :)
Und Kommunikation haben wir uns schließlich zusammen auf die Fahnen und an das schwarze Brett geschrieben: Denn Teresa und ich bieten neben den Uni-Kursen nun einmal in der Woche einen "Konversations-Kurs" an, in dem die Studenten bei Milka, Mozartkugeln und netter Musik mit uns plaudern können.
Also läuft alles in allem gerade sehr gut und ich bin äußerst gespannt auf die nächste Zeit!

Mittwoch, 3. Oktober 2007

Tere Tulemast!




Das ist der Blick vom Domberg in Tallinn auf die Altstadt und den Hafen. Einer der - wie ich finde - schönsten Aussichtspunkte in der Stadt.
Meine ersten vier Wochen sind vorbei und ich habe mich inzwischen sehr gut eingelebt. Ich wohne allein in einem kleinen Apartment in der Nähe des Hotel "Olümpia", was nahezu jeder Este kennt, weil es neben den anderen Hotels und den Banken im City Center und den Türmen der Kirchen in der Altstadt, offensichtlich herausragt. Von hier aus sind die Tallinna Ülikool und die Innenstadt zu Fuß sehr gut zu erreichen.



In den ersten Tagen hat mich am meisten der Kontrast von Altstadt und dem City Center, dem Banken- und Hotelviertel, überrascht. Während die Altstadt am Tage von vielen Touristen eher gemütlich erkundet wird, laufen zwischen den Hochhäusern meistens die hektisch und telefonierenden Männer in Anzug auf der Straße. Der schräge Mix aus alter, traditionsreicher Stadt und moderner Metropole wird auch mir in meinem Alltag deutlich. Internet ist ein Grundrecht. Das heißt, dass jeder in Tallinn die Möglichkeit für einen Internetzugang hat und dass man in der Innenstadt jederzeit und überall über WiFi ins www. gehen kann. Das hat zur Folge, dass in fast jedem Café mindestens eine Person ihren Kaffee vor dem Laptop schlürft. (Interessant ist in dieser Hinsicht auch ein SPIEGEL-Artikel vom August diesen Jahres.)



Außerdem werden vielerlei bürokratische Dinge auf digitalem Wege erledigt. Viel mehr als das in Deutschland der Fall ist. So gab es auch bei der letzten Parlamentswahl die Möglichkeit über das Internet zu wählen. Außerdem scheint mir das Handy in Estland ein unentbehrlicher Begleiter für jeden Esten zu sein. Natürlich, in Deutschland gibt es inzwischen fast Niemanden mehr ohne Handy, aber in Tallinn ist es möglich für Parkgebühr für das Auto über eine SMS zu parken. Dies wiederum scheint mir allerdings auch eine notwendige Folge aus der Tatsache zu sein, dass generell sehr wenige in Bar bezahlen und sie dementsprechend immer häufiger statt Geld nur ihre Karte einstecken haben. Sehr irritiert waren daher die Germanistik-Studenten der Tallinna Ülikool, die es inzwischen als "typisch deutsch" ansehen, dass wir hier (und in Deutschland) vorzugsweise mit Bargeld bezahlen.
So stelle ich bereits auch an mir selbst fest, dass ich besonders in Bezug auf das Internet, meine Gewohnheiten schnell umgestellt habe. Inzwischen sitze ich selbst immer öfter mit meinem Laptop im Café und lese bei meinem Frühstück die neuesten Nachrichten aus Deutschland!