Dienstag, 9. Oktober 2007

Drei Schritte

Wie bin ich nun auf die Idee gekommen, in Tallinn Deutsch zu unterrichten? Nunja, ich muss ehrlich zugeben, dass ich usprünglich begonnen habe, Philosophie und Germanistik zu studieren, weil ich Journalistin werden wollte. Großartige Artikel für noch großartigere Zeitungen schreiben. Das war mein Traum. Nach einigen Versuchen in diesem Bereich habe ich allerdings festgestellt, dass dieser Weg zur "großartigen" Journalistin sehr hart ist und - dies fiel noch mehr ins Gewicht - dass mir etwas fehlte. Ein anderer Bereich, der mich schon immer reizte, war die Arbeit mit Kindern. Zu Anfang stand für mich eigentlich fest, dass es nichts lehrendes sein sollte, vielmehr interessierte mich die sozialpädagogische Arbeit. Und so machte ich ein sehr spannendes und herausforderndes Praktikum in einer sonderpädagogischen Einrichtung für Kinder von 7 - 14 Jahren. Allerding stellte ich in dabei fest, dass es mir auch Spaß macht, Inhalte zu vermitteln. Das war wahrscheinlich der erste Schritt.
Der zweite folgte ein paar Monate später mit einem Hospitationspraktikum im Fach Deutsch in Ostrava (Tschechien). Dieser Aufenthalt war ebenfalls sehr spannend für mich und mir wurde klar, dass ich sehr gut vorstellen kann Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten.
Und nun bin ich hier. In Estland an der Tallinna Ülikool - der dritte Schritt?


Meine ersten Tage an der Universität waren hauptsächlich damit ausgefüllt, dass ich mir einen Überblick über die Lehrveranstaltungen des Saksa Keele Oppetool (Lehrstuhl für Germanistik) verschaffte. Ich habe zunächst viel in den Veranstaltungen für die Erstsemestler hospitiert und nach und nach habe ich auch die Studenten aus den höheren Semestern kennen gelernt. Für die Erstsemestler, die mindestens das B2-Niveau in Deutsch haben müssen, stehen unter anderem Grammatik, Textanalyse und Literarisches Lesen auf dem Programm.
Mein Sprung ins kalte Wasser setzte gleich in der ersten Woche mit dem Textanalyse-Kurs an, in dem es neben dem Lesen und dem Analysieren verschiedener Texte, vor allem auch um deren Produktion und allgemein um Konversation geht. Am Anfang stand klassisch das Thema "Menschen in Deutschland" auf dem Programm. Also sah ich mich erst einmal mit der Herausforderung konfrontiert zu klären, was denn eigentlich typisch Deutsch sei. Und da war es für mich sehr spannend zu erfahren, was denn estnische Studenten über die Deutschen denken. Unsere Pünktlichkeit, Hilfsbereitschaft und unsere Freundlichkeit standen bei vielen an erster Stelle. Und einige erwähnten auch, dass sie in Deutschland das WiFi vermissten und fragten mich, warum wir weniger mit Kredit-Karte bezahlen, es sei doch so praktisch. Nunja, warum eigentlich nicht?

Und wie sieht eigentlich das Leben in Österreich aus?
Für derartige Fragen ist dann Teresa zuständig, eine Studentin aus Wien, die ebenfalls am Lehrstuhl einige Kurse gibt. Wie man auf dem Foto sehen kann, ist auch ihr das Handy ein wichtiges Kommunikationsmittel geworden :)
Und Kommunikation haben wir uns schließlich zusammen auf die Fahnen und an das schwarze Brett geschrieben: Denn Teresa und ich bieten neben den Uni-Kursen nun einmal in der Woche einen "Konversations-Kurs" an, in dem die Studenten bei Milka, Mozartkugeln und netter Musik mit uns plaudern können.
Also läuft alles in allem gerade sehr gut und ich bin äußerst gespannt auf die nächste Zeit!

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