Montag, 25. Mai 2009

Projektdoku Vol. V - RETRO-TAG

Letzte Woche wurde unser Projekt mit einer Ausstellung unter dem Motte "Retro-Tag" fertig gestellt. Die einzelnen Projektgruppen stellten dabei ihre Ergebnisse vor:



Kleidungsstücke aus der kommunistischen Zeit. Hinten links zu sehen: die "Dederon-Schürze"



Den Auftakt bildete Bence mit seinem einleitenden Vortrag zum Thema "Grenzöffnung - Ungarn und die DDR im Vergleich."



Dietrich, Ildi und Herr Schäffer (Schulleitung) und Herr Uesseler bei Bences Präsentation.

Von alten Hörspielkassetten über Spiele, bis hinzu alten Urkunden, Pionierhalstüchern in einer Vitrine haben wir Zeugnisse der kommunistischen Zeit ausgestellt.
 

Ein Teil des Publikums mit dem Quiz in der Hand. Die Ausstellung bestand aus mehreren Stationen, die die Besucher zu besuchten, um schließlich ihre Fragen beantworten zu können.

Die Klassenlehrer der 11B lässt sich von Dávid und Bálint ihr Plakat zum Thema "Politische Systeme" erklären.


An dieser Station konnten die Besucher das Interview mit Herrn Weisse und meiner Kollegin Moni hören, die über ihre Hoffnungen und Erwartungen bezüglich der Grenzöffnung sprachen.


Eszter, Tina und Gabi bei der Preisverleihung zum Quiz.

Die Ausstellung war ein gelungene Sache und rundete die Arbeit der letzten Wochen noch einmal sehr schön ab. Leider gab es nicht so viele interessierte Schüler, die direkt zur zum Retro-Tag kamen. Die Ergebnisse sind allerdings noch eine Weile in der Eingangshalle ausgestellt, so dass sich auch so jeder ein Bild von der Arbeit machen kann.




Freitag, 15. Mai 2009

logo: monó y diá

"Interkulturelle Kompetenz" - Inter-kulturell ist irgendwie klar. Kompetenz schon weniger. Alles in allem aber ein blumiger Ausdruck, nicht?

(Besuch aus Deutschland auf meinem Budapester Balkon)

1. Was man gemeinhin darunter versteht:
Vor allem: Eigenschaften, die so genannten "skills" im Umgang mit Menschen, die aus anderen Ländern kommen:
Grundvoraussetzung: Offenheit. Dann: Toleranz, Respekt und Akzeptanz des "Anderen" (im Sinne von "Anders-Sein" und im Sinne von "Gegenüber"), speziell: das Kennen kulturspezifischer Eigenheiten und wieder: Toleranz, Respekt und Akzeptanz der "anderen" Sitten und Bräuchen. 

2.Was man noch gemeinhin darunter verstehen kann:
Alle Eigenschaften aus "1."+ das Beherrschen von den drei "Weltsprachen", wahlweise plus eine kleinere, unbedeutendere, weiter: jahrzentelange Auslandserfahrung und Verhandlungsgeschick mit internationalen Partnern.

3. Was man aber auch darunter verstehen kann:

(Von An-Gesicht zu An-Gesicht in Pécs)

Hier ein kleines Experiment: einfach Mal dem Gegenüber ins Gesicht (!) schauen und feststellen, dass der ja auch eine Nase, zwei Augen, und ´nen Mund hat. Alle diese Sachen sitzen am......., na? Ja, richtig: Kopf! Alle Menschen haben einen Kopf. Und ich habe gehört, üblicherweise denkt man damit. Und was noch viel verblüffender ist: jeder Mensch gibt Laute von sich. Diese Dinger, die zusammengesetzt den vielzitierten Sinn ergeben und die Kommunikation mit anderen Mit-Menschen (angelehnt an "Mit-Welt") ermöglicht. Denn mit diesen zwei Dingern am Kopf, den Ohren (s.o.), kann er die nämlich hören. Diese Liste lässt sich selbverständlich fortsetzen... .

Zurück zum Anfang und den beiden K-Wörtern: Kompetenz und Kultur (ob jetzt "inter", "intra", "extra", "trans" spielt keine Rolle). Hier geht es um die Frage nach Relativität und Universalität und eine wesentliche Überzeugung: die allgemeingültigen Eigenschaften des Menschen zu er-kennen. Das, was uns ermöglicht, fernab jedweder religiöser und kultureller Bestimmtheit miteinander in Kontakt zu treten. Ähhhh, wie hieß das? Denken? Reden? Gemeinsamkeiten.





Donnerstag, 7. Mai 2009

Projektdoku Vol. IV



Ich, Orsi, Vera und Orsi bei Keksen und Limo in einem Physikraum im Kossuth Lajos Gimnázium. Was machen wir hier? Ja, so kann Projektarbeit auch aussehen: Wir trafen uns zu einem Interview mit Eckart Weisse-Coronado aus Sachsen, der an dieser Schule in Pesterzsébet arbeitet. Er begrüßte uns zunächst mit drei großen Fotoalben persönlicher und ausführlicher Geschichte - vor und nach der Wende. Um das Eis zu brechen - wie er sagte, aber auch, um uns das Leben damals anschaulich in die Gegenwart zu holen - wie ich es empfand. 

Eckart Weisse war zum Zeitpunkt des Mauerfalls 40 Jahre alt und kehrte Deutschland bald danach der Grenzöffnung nahezu den Rücken. Er arbeitete als Programmlehrer in der Türkei und Peru, kurzzeitig wieder in Deutschland, bis er sich jetzt schließlich für Ungarn entschied. Und hier will er auch gern bleiben. 

"Der Sozialismus hatte ein paar gute Ideen, aber der Mensch war nicht in der Lage dazu." So Eckart Weisses knappes und doch treffendes Fazit über das System seines Geburtslandes, der DDR. Er erwähnte die Verzerrung der Wirklichkeit durch die Medien, wie realitätsfremd die Lehrer unterrichteten (oder mussten) und von dem stetigen Wunsch vieler Menschen etwas zu verändern, den Sozialismus "menschlicher" zu machen. 

Sehr emotional und fast euphorisch wird der Lehrer bei den Beschreibungen zur Maueröffnung. Er erklärt den Schüler nochmals die Zusammenhänge und beschreibt anschaulich das, was es für die Ostdeutschen so faszinierend machte, in den Westen zu fahren: es gab Produkte, Lebensmittel, Obst und Gemüse, die die Bürger der ehemaligen DDR einfach nicht kannten. Und das war es eigentlich, was den "goldenen Westen" in materieller Hinsicht so anziehend machte. Schwer nachzuvollziehen aus heutiger Sicht, das sah man deutlich auf den Gesichtern der Nachwuchsreporterinnen.

Eckart Weisse erzählte uns viele - auch sehr persönliche - Anekdoten aus dem Alltag, die das sozialistische Leben, und das nach der Systemwende anschaulich werden lassen. 
Es wird fassbarer für diejenigen, die nicht gar nicht dabei waren oder noch zu klein, um diesen Umbruch mitzuerleben, geschweige nachzuvollziehen, welche Bedeutung dies für die Deutschen hatte. 
So gab er uns zum Schluss noch auf den Weg, dass wir uns die Welt angucken sollen, so weit es nur geht!. "Reist, reist". Ein klares Statement, das wahrscheinlich nicht zuletzt durch die persönliche Biografie geprägt ist.

Alles in allem also ein sehr spannendes Gespräch. Das kann ich wahrscheinlich stellvertretend für uns alle sagen. Daher an dieser Stelle noch einmal vielen Dank für die hilfreiche Zusammenarbeit und die Bereitschaft so viel Persönliches preiszugeben!!





Alltag und Reflektives

Das Thema Zeit verfolgt mich, in jeglicher Hinsicht....

Zunächst zwei Gründe, warum ich keine Zeit für neue Einträge hatte:
1. Die guten, alten technischen Umstände:  an einem Wochenende hatte ich für eine ganze Weile kein Internet. Unglaublich, meine Abhängigkeit!  UPC (mein Internetprovider) hatte zwar in der Service-Hotline die Option einen englischsprachigen Mitarbeiter auszuwählen, was ich nach 10 Minuten Warteschleife und meinen rudimentären Ungarisch-Kenntnissen herausfand, nur sprach der bzw. die leider kein Englisch. In der Hoffnung, dass sie mich weiterverbinden wollte, zu jemandem, der mich irgendwie versteht, wartete und wartete ich weitere 15 Min. (Kosten waren mir egal, es ging schließlich um den Anschluss an die Außenwelt), bis ich realisierte, dass sie sagte "Viszontlátasra" (Aufwiedersehen) und damit wahrscheinlich meinte: ich kann ihnen leider nicht helfen und es gibt auch niemand anderen....". Nunja, man muss ja alles mal ausprobieren. Und witziger Weise funktionierte nach drei Stunden dann alles mit ein bisschen Rumprobieren wieder! Argh....

2. Der andere Umstand, der es um mich ein wenig still werden ließ, war eine allergische Reaktion, die sich zu einer Grippe ausweitete. 
Nun gut, man muss ja alles mal ausprobieren und daher war ich dann bei einem Arzt, um mich abzusichern und einmal im Jahr Medikamente sind auch ok, dachte ich. Wir stecken ja mitten im Projekt und ich in meinen letzten Wochen an der Schule. Das heißt: schnell wieder fit werden! 
Und der Arztbesuch hatte schon etwas für sich: Ich war beeindruckt von der Freundlichkeit der Sprechstundenhilfe, der Schnelligkeit der Diagnose und dem Humor des Arztes:"Sie haben tatsächlich einen grippalen Infekt und kriegen von mir etwas gegen das Fieber und die Schmerzen!" Ich (erleichtert):" Ok, vielen Dank. Wann kann ich dann wieder arbeiten?" Arzt:"Wann Sie wollen, gern auch schon morgen, je nach dem, wie sie sich fühlen." Ich:" Aber...ich meine, wegen der Ansteckung.....?" (und ich dachte gleichzeitig: tolll, ist vielleicht das ´ne neue Methode, Patienten die Angst vor Krankheiten zu nehmen....) Der Arzt:" Neenee, haben Sie keine Angst, quatsch, da gibt es keine Ansteckung!" Aha, ok! Das war mir jetzt neu.... . Bin Trotzdem den Rest der Woche zu Hause geblieben. Sicher, ist sicher, ist sicher!
Aber was ich ja neben allem am beeindruckendsten fand, war dann die Rechnung... . Ich habe ja damit gerechnet, dass es teuer wird, aber so teuer für die paar Minuten und diese Diagnose....puuuuh! Ich musste ganze 100 EUs berappen. Inzwischen denke ich: man muss nicht alles ausprobieren...und:
Momentan kämpfe ich noch mit den Viren (natürlich die ohne Schwein), habe also fast nur geschlafen und Fieberträume verarbeitet (was man da alles für einen Kram zusammenspinnt). Inzwischen stelle ich aber fest, dass immer noch die Nase noch läuft, der Hals kratzt und die Augen brennen. Wahrscheinlich also doch ´ne Allergie....Mist! Früher hab´ ichs immer ignoriert. Hilft nicht! 

und zum dritten und da wäre wir wieder konkreter beim Thema
 - der Zeit(en)-Vergleich:
20 Jahre Mauerfall. Wettbewerbe, Ausstellungen,  Foto- und Film-Aktionen. Die Aufarbeitung historischer Themen hat mit diesem zeitnahen Thema wohl eine Art aktionistischer Hochzeit und zwar nicht nur in , wohl aber mit hoher Bereitschaft aus Deutschland. Es gibt für fast jeden Tag in diesem Jahr mindestens ein Ereignis, das sich ebenfalls jährt: bestimmte Aufstände, Grenzöffnung in Ungarn, Paneuropäisches Picknick. Siehe z.B.: das ZDF erinnert zu bestimmten Daten in einer Doku-Reihe an verschiede Stationen, die vor dem Mauerfall lagen. Und man kann hier sicherlich noch unendlich mehr aufzählen. Auch die Deutsche Botschaft, , die ZfA oder das Goethe-Institut hier in Budapest sind sehr interessiert an der multimedialen Aufarbeitung, schreiben sich das Thema auf die Fahnen und Websiten. Ein "must", würde man wohl sagen... . 
Ich muss sagen, ich begrüße das ja sehr: für mich selbst ist hilfreich, das Thema aus mehreren Perspektiven zu betrachten, weiter zu recherchieren, neue Quellen zu entdecken, neue Aspekte miteinzubeziehen, etc. Ich schöpfe also derzeit aus einem Meer an informativen Quellen. 
Aber worin besteht denn eigentlich dieses "must": vielleicht am meisten darin sich vor Augen zu führen, was dieser Umbruch damals für die Menschen auf beiden Seiten bedeutete, welche euphorische Aufbruchsstimmung herrschte und wieviel davon jetzt noch zu spüren ist, oder was von den damaligen Vorstellungen verwirklicht wurde, oder...oder...? Dabei dürfte es doch einige diskutable Punkte geben. 

Und bei aller neu aufgelegten Ostalgie-, Wettbewerbs- und Aktionslust im In- und Ausland, wird das damit geleistet? Kann und soll dies überhaupt geleistet werden?

Und ich frage mich weiter: ist diese Art der Aufarbeitungen ein europäisches oder gar  ein rein  deutsches "must"?

Klar und wichtig ist für mich an diesem Punkt unseres Projektes festzuhalten, dass die Grenzöffnung für die meisten Ungarn nicht so bedeutend gewesen zu sein scheint, wie für die Deutschen. Da waren die historischen Ereignisse, wie die 56er Revolution oder der Vertrag von Trianon, wesentlich tiefgreifendere.
Diese Erkenntnis gewann ich erst durch unser Projekt, und immer wieder bestätigt wird es schließlich durch Gespräche mit den ungarischen und deutschen Lehrern und den Schülern bzw. ihren Informationen von den Eltern und Großeltern. 

Freitag, 1. Mai 2009

Projektdoku Vol. III

Der Besuch des "Thüringen Taxis" und die Präsentation unserer bisherigen Ergebnisse

Wie sich vermuten lässt, bietet sich ein historisches Projekt zu einem Jubiläum aus vielerei Hinsicht an, hier ein Beweis - wie sagt man so schön: aus aktuellem Anlass:


Was man hier sehen kann: Einen Wartburg von Welt. Dieses kleine Artefakt ist Teil des historisch-interaktiven Projekts von Christian Stadali und Holger Schmalfuß, die sich unter dem Arbeitstitel "Thüringen-Taxi. Reisewege - Fluchtwege" für sechs Wochen auf einen 6000 km langen Weg gemacht haben. Sie bereisen verschieden Stationen in Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien um hautnah über die sozialistisch-kommunistischen Zeiten zu recherchieren.  Das besondere: Holger ist ostdeutscher, Christian ist westdeutscher und: sie besuchten unsere Schule, um sich von unserem Projekt ein Bild zu machen. 
Das Ganze geschah gleichzeitig mit einem prestigeträchtigen Ereignis: das Német Nemzetigségi Gimnázium bekam nämlich die so genannte "PASCH-Plakette" von der Botschafterin überreicht und gehört damit zu über 1 000 neuen Partnerschulen weltweit.

Unser Direktor Herr Schäffer und die Botschafterin Frau Dorothee Janetzke-Wenzel bei der Überreichung der PASCH-PLAKETTE in der Mehrzweckhalle.

Wir begannen also zunächst damit unsere Ergebnisse vorzustellen um anschließend mit den beiden Taxi-Fahrern gemeinsam ins Gespräch zu kommen. Alles in allem verlief dies super, wenn man bedenkt, dass sowohl die Botschafterin und ihre Begleitung, als auch der Direktor selbst im Publikum saßen. 


Bence bei seinem Vortrag zum Thema "Grenzöffung - Deutschland und Ungarn im Verlgeich." Sehr überzeugend und souverän machte er dabei deutlich, dass die Wende für die Deutschen als deutsch-deutsche Wiedervereinigung eine andere Bedeutung hatte, als dies für die Ungarn der Fall war. 

Die beiden Fahren erzählen, was "Leben" in der BRD und in der DDR bedeutete.


Eszter, Tina, Gabi und Gerda hören natürlich sehr gespannt zu.


Besonders zum Ende hin, kamen wichtige Fragen bei den Schüler auf, die sie direkt an die beiden richten und so von den Erfahrungen aus erster Hand profitieren konnten. "Warum wolltet ihr raus?", "Warum musstest du zur Armee?", "Warum fahrt ihr mit einem Wartburg?", "Was hat eurer Meinung nach wirklich dazu geführt, dass die Mauer letztendlich gefallen ist."...

Der Schüler bestätigten mir im Nachhinein, dass sie das Gespräch mit den beiden als wirklich sehr spannend und bereichernd empfanden. Ich persönlich war außerdem sehr glücklich, dass wir unser Projekt durch eine weitere außerschulische Aktion, bereichern konnten. Mir wurde dabei klar, dass "Geschichte zum Anfassen" die Schüler für das Thema ganz anders sensibilisieren kann, als jeder Doku-Film. 

David im Thüringentaxi.

Außerdem stellte diese Begegnung mal einen ganz besonderen Sprechanlass dar, wenn man das aus der DaFler-Perspektive sieht :)

Danke an meinen Kollegen Peter für die Bereitstellung der Fotos!