Donnerstag, 7. Mai 2009

Projektdoku Vol. IV



Ich, Orsi, Vera und Orsi bei Keksen und Limo in einem Physikraum im Kossuth Lajos Gimnázium. Was machen wir hier? Ja, so kann Projektarbeit auch aussehen: Wir trafen uns zu einem Interview mit Eckart Weisse-Coronado aus Sachsen, der an dieser Schule in Pesterzsébet arbeitet. Er begrüßte uns zunächst mit drei großen Fotoalben persönlicher und ausführlicher Geschichte - vor und nach der Wende. Um das Eis zu brechen - wie er sagte, aber auch, um uns das Leben damals anschaulich in die Gegenwart zu holen - wie ich es empfand. 

Eckart Weisse war zum Zeitpunkt des Mauerfalls 40 Jahre alt und kehrte Deutschland bald danach der Grenzöffnung nahezu den Rücken. Er arbeitete als Programmlehrer in der Türkei und Peru, kurzzeitig wieder in Deutschland, bis er sich jetzt schließlich für Ungarn entschied. Und hier will er auch gern bleiben. 

"Der Sozialismus hatte ein paar gute Ideen, aber der Mensch war nicht in der Lage dazu." So Eckart Weisses knappes und doch treffendes Fazit über das System seines Geburtslandes, der DDR. Er erwähnte die Verzerrung der Wirklichkeit durch die Medien, wie realitätsfremd die Lehrer unterrichteten (oder mussten) und von dem stetigen Wunsch vieler Menschen etwas zu verändern, den Sozialismus "menschlicher" zu machen. 

Sehr emotional und fast euphorisch wird der Lehrer bei den Beschreibungen zur Maueröffnung. Er erklärt den Schüler nochmals die Zusammenhänge und beschreibt anschaulich das, was es für die Ostdeutschen so faszinierend machte, in den Westen zu fahren: es gab Produkte, Lebensmittel, Obst und Gemüse, die die Bürger der ehemaligen DDR einfach nicht kannten. Und das war es eigentlich, was den "goldenen Westen" in materieller Hinsicht so anziehend machte. Schwer nachzuvollziehen aus heutiger Sicht, das sah man deutlich auf den Gesichtern der Nachwuchsreporterinnen.

Eckart Weisse erzählte uns viele - auch sehr persönliche - Anekdoten aus dem Alltag, die das sozialistische Leben, und das nach der Systemwende anschaulich werden lassen. 
Es wird fassbarer für diejenigen, die nicht gar nicht dabei waren oder noch zu klein, um diesen Umbruch mitzuerleben, geschweige nachzuvollziehen, welche Bedeutung dies für die Deutschen hatte. 
So gab er uns zum Schluss noch auf den Weg, dass wir uns die Welt angucken sollen, so weit es nur geht!. "Reist, reist". Ein klares Statement, das wahrscheinlich nicht zuletzt durch die persönliche Biografie geprägt ist.

Alles in allem also ein sehr spannendes Gespräch. Das kann ich wahrscheinlich stellvertretend für uns alle sagen. Daher an dieser Stelle noch einmal vielen Dank für die hilfreiche Zusammenarbeit und die Bereitschaft so viel Persönliches preiszugeben!!





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